Leaky Gut Syndrom: Der durchlässige Darm (2024)

Inhalt

  • Definition: Das ist das Leaky Gut Syndrom
  • Wie entsteht ein Leaky Gut?
  • Krankheiten durch das Leaky Gut Syndrom
  • Symptome und Diagnose von Leaky Gut
  • Therapie: So kann Leaky Gut geheilt werden
  • Leaky Gut heilen nach Dr. Josh Axe
  • Diese Lebensmittel helfen dabei, die Darmschleimhaut zu regenerieren

Seit einigen Jahren rückt es immer mehr in den Mittelpunkt von Wissenschaftlern, Forschern und Ärzten und gilt als Auslöser für zahlreiche Krankheiten.

Die Rede ist von einem Syndrom namens „Leaky Gut“. Gemeint ist damit eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut.

Wörtlich übersetzt bedeutet Leaky Gut „undichter Darm“.

Das klingt im ersten Moment absurd, fast schon albern. Kann unser Darm tatsächlich undicht werden, ähnlich wie ein tropfender Wasserhahn?

Definition: Das ist das Leaky Gut Syndrom

Das Leaky Gut Syndrom beschreibt das Phänomen einer erhöhten Permeabilität der Darmwand, besser gesagt der Darmschleimhaut.

Die Darmwand besteht aus Gewebsschichten, Muskulatur und Immunzellen und trennt das Darminnere räumlich von seiner „Außenwelt“. Dadurch fungiert sie als Barriere und schützt den Darm im gesunden Zustand vor schädlichen Stoffen.

Außerdem ist die Darmschleimhaut verantwortlich für Nährstofftransport und -aufnahme sowie der Immunregulation.

Ist die Funktion der Darmwand gestört, spricht man auch von einer erhöhten Durchlässigkeit des Darms – und somit auch vom Leaky Gut Syndrom.

Wie entsteht ein Leaky Gut?

Die Zellen der Darmschleimhaut werden durch interzelluläre Verbindungen miteinander verbunden. Diese bestehen unter anderem aus sogenannten Tight Junctions – das sind Proteine, die als „Verschlussleiste“ dienen.

Besser gesagt sind sie die Bodyguards der Darmwand. Sie entscheiden, welche Stoffe Zugang zum Darm erhalten und welche draußen bleiben. Normal machen sie eine guten Job: Alle Stoffe, die unserem Darm und unsere Gesundheit schaden, werden nicht reingelassen.

Beim Leaky Gut Syndrom werden sie allerdings etwas nachlässig. Das bedeutet, dass pathogene und toxische Substanzen teilweise unkontrolliert in den Darm diffundieren können.

Diese Fehlfunktion der Tight Junctions kann teilweise genetisch bedingt sein. Allerdings können auch eine kalorien-, kohlenhydrat- und fettreiche Ernährung, Alkoholkonsum und Stress Entstehungsfaktor einer permeablen Darmwand sein. Speziell Gluten soll die Schleimhaut angreifen. Auch ein geschwächtes Immunsystem nimmt Einfluss auf die Entstehung des Syndroms.

Krankheiten durch das Leaky Gut Syndrom

Eine durchlässige Darmbarriere wurde als Hauptfaktor in der Veranlagung für Darmentzündungen und viele gastrointestinale Krankheiten wie chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und dem Reizdarmsyndrom, identifziert. Auch Zöliakie und Nahrungsmittelallergien liegen einer gestörten Schutzfunktion des Darms zugrunde.

Aber nicht nur gastrointestinale Krankheiten werden mit einer gestörten Darmbarriere in Verbindung gebracht. Asthma, Depression und anderen psychischen Erkrankungen, Alzheimer und Autoimmunerkrankungen wie Diabetes Typ 1 zählen ebenfalls dazu. Und auch Adipositas wird direkt in Zusammenhang mit einer gestörten Darmbarrierefunktion gebracht.

Daher lautet die Frage: Was war zuerst da, die Krankheit oder die gestörte Darmbarriere? Eine zufriedenstellende Antwort darauf gibt es bisher nicht.

Gabriele Hörmannsperger und Dirk Haller, die Autoren des Buchs „Darmgesundheit und Mikrobiotika“, geben an, dass es bisher ungeklärt ist, ob die Barrieredefekte nur eine Folge der Erkrankungen sind oder auch zur Entwicklung der jeweiligen Erkrankung beitragen.

Leaky Gut scheidet die Geister

Nicht alle sind von der Theroie des „durchlässigen Darms“ überzeugt. Aufgrund der seichten Forschungslage zum Schlagwort „Leaky Gut“ stehen viele Ärzte dem Syndrom kritisch gegenüber.

Viele Fachkreise, wie zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Mukosale Immunologie und Mikrobiom, informiert bereits seit Jahren über die Bedeutung einer intakten Darmbarriere.

Außerdem gibt es zahlreiche Studien, die den Zusammenhang zwischen einer gestörten Darmbarriere und Erkrankungen zeigen. Diese wurden allerdings nicht unter dem Begriff „Leaky Gut“ veröffentlicht. Dieser Sammelbegriff steht für alle mit einer geschädigten Darmschleimhaut in Verbindung stehenden Krankheiten – und hat sich erst in den letzten Jahren durchgesetzt.

Symptome und Diagnose von Leaky Gut

Die Symptome von Leaky Gut können sich auf unterschiedlichste Weise äußern.

Die entzündlichen Vorgänge im Darm können Blähungen, Durchfall und schmerzhafte Verdauungsstörungen auslösen. Da die Nährstoffabsorption eingeschränkt ist, kann ein Nährstoffmangel ausgelöst werden, der mit Haarausfall, Hautentzündugen oder Muskelkrämpfen einhergehen kann.

Der unkontrollierte Transport von Antigenen in den Darm kann zu einer erhöhten Antikörperbildung führen. Dadurch können Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Lebensmittelallergien enstehen.

Bei einer durchlässigen Darmwand wird das körpereigene Immunsystem stark beansprucht. Daher sind Symptome wie Müdigkeit, erhöhte Infektanfälligkeit und Erschöpfung die Regel.

Diagnose: Wie wird Leaky Gut festgestellt?

Die Symptome des Leaky Gut Syndroms sind unglaublich vielfältig. Das macht es auch unglaublich schwierig, das Syndrom zu diagnostizieren. Eine zuverlässige Diagnose kann man bei einem Arzt durchführen lassen oder durch einen Selbsttest für zu Hause erhalten.

Ein Permeabilitätstest wie der Lactulose-Mannitol-Test gibt Aufschluss über den „Durchlässigkeitsstatus“ des Darms. Mit einer Stuhlprobe können verschiedene Marker nachgewiesen werden und eine Blutprobe kann den Gehalt an Zonulin bestimmen.

Zonulin ist ein Protein, dass die Tight Junctions in der Darmwand moduliert. Ist dieser erhöht, kann das auf eine gesteigerte Darmpermeabilität hindeuten, aber auch auf eine gestörte Darmflora, Zöliakie oder Diabetes.

Zusätzlich wird mittlerweile auch immer die Zusammensetzung der Darmflora untersucht. Dabei wird gecheckt, wie hoch der Anteil der Bakterien, die für den Schutz und die Regeneration der Darmwand zuständig sind, im Vergleich zu krankmachenden Darmbakterien ist und ob sich ein Überschuss an Hefe oder ein Mangel an Milchsäurebakterien im Darm befindet.

Therapie: So kann Leaky Gut geheilt werden

Die Therapie des Leaky Gut Syndroms basiert in erster Linie auf den Wiederaufbau und die Regeneration der Darmschleimhaut. Eine aktuelle Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2019 zeigt, dass einige Krankheiten, die mit einer gestörten Darmbarriere in Verbindung stehen, durch eine Regeneration der Darmschleimhaut geheilt werden konnte. Dazu gehören entzündliche Darmkrankheiten.

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Dass die Wiederherstellung einer gesunden Darmbarriere auch zur Heilung anderer Krankheitsbilder verantwortlich ist, ist wissenschaftlich bisher noch nicht belegt. Die Forscher machen allerdings darauf aufmerksam, dass die Regeneration der Darmwand als Therapienöglichkeit mehr Aufmerksamkeit bekommen sollte.

Leaky Gut heilen nach Dr. Josh Axe

Dr. Josh Axe ist US-amerikanischer Ernährungswissenschaftler und Arzt für Naturheilkunde. In seinem Gesundheitszentrum behandelt er Patienten, die unter dem Leaky Gut Syndrom leiden. In seinem Buch „Dreck macht gesund“ klärt er nicht nur über die Hintergründe auf, sondern gibt auch konkrete Hilfestellungen, wie man einen „durchlässigen Darm“ heilen kann.

Seine Therapie zur Heilung eines Leaky Guts basiert auf vier verschiedenen Säulen:

  1. Trigger eliminieren: Das können z.B. Alkohol, Medikamente, Gluten, Kaffee, Milchprodukte, Soja oder frittierte Speisen sein
  2. Heilende Lebensmittel verzehren: Manche Lebensmittel begünstigen die Regeneration der Darmschleimhaut. Weiter unten findest du eine Aufzählung dieser Lebensmittel
  3. Mit Nahrungsergänzungen stärken: Das können Probiotika, Vitamine, Aminosäuren, natürliche Pilz- und Hefehemmer, Kräuter und Omega-3-Fettsäuren sein
  4. Lebensweise ändern: Auch dieser Punkt gehört zur Therapie. Meditation, Achtsamkeit und Bewegung zum Beispiel könenn zur Heilung beitragen

Je nach Darmtyp empfiehlt Dr. Axe eine unterschiedliche Ernährungstherapie.

Leaky Gut: Die fünf verschiedenen Darmtypen

Da das Leaky Gut Syndrom häufig ernährungsbedingt entsteht (durch zu viel Zucker, Alkohol, Gluten und verarbeitete Lebensmittel) lautet seine erste Maßnahme zur Verbesserung der Symptome: Ernährungsumstellung.

Da die Krankheitsgeschichten- und verläufe von Leaky Gut-Patienten sehr unterschiedlich sein können, ist aber auch die Therapie sehr individuell. Sie sollte zudem stets ärztlich begleitet werden.

Dr. Josh Axe unterscheidet bei der Therapie von Leaky Gut fünf verschieden Darmtypen:

  1. Der Candida-Darm, gekennzeichnet durch einen Überschuss an Hefebakterien im Darm. Dieser kann durch eine zucker- oder weizenhaltige Ernährung oder die Einnahme der Anti-Baby-Pille enstehen.
  2. Der Stressdarm, gekennzeichnet durch eine Beeinträchtigung der Nieren- und Schilddrüsenfunktion. Dieser Darmtyp entsteht durch emotionalen Stress und übermäißgen Zuckerkonsum.
  3. Der immune Darm, gekennzeichnet durch eine schwache Immunabwehr, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten. Er entsteht durch eine Einnahme von Medikamenten oder Antibiotika und einer Ernährung mit entzündungsfördernden Lebensmitteln.
  4. Der gastrische Darm: Er wird durch eine chronisch schlechte Verdauung, der Einnahme von Antazida (zur Reduzierung von Magensäure) oder eine mangelnde Nährstoffaufnahme hervorgerufen. Bei diesem Darmtyp kommt es aufgrund einer Dünndarmfehlbesiedlung häufig zu Sodbrennen, Reflux und Blähungen.
  5. Der toxische Darm, bei dem es zu Gallenbeschwerden und entzündlichen Hautreaktionen kommt. Eine Ernährung mit schlechten Fetten und Toxinen ist Ursache der Entstehung dieses Darmtyps.

Je nach Darmtyp empfiehlt Dr. Axe eine unterschiedliche Ernährungstherapie. Auf seiner Website bietet er einen kostenfreien Test zur Darmtypbestimmung an.

Einige Tipps gelten aber für alle Typen: Auf dem Speiseplan sollten frisches Gemüse und Obst, gute Fette und Öle, fermentierte Lebensmittel, Kräuter, Nüsse, Samen und gekeimtes Getreide stehen. Zu vermeiden sind in jedem Fall Weißmehl, Zucker, Alkohol und frittierte Speisen.

Diese Lebensmittel helfen dabei, die Darmschleimhaut zu regenerieren

  • Knochenbrühe – enthält die Proteine Kollagen, Glutamin und Glyzin, die bei der Reperatur der Darmschleimhaut helfen. Knochenbrühe ist außerdem reich an Mineralstoffen (z.B. Magnesium, Phosphor und Kalzium).
  • Fermentiertes Gemüse (z.B. Kimchi, Sauerkraut) – liefert dem Körper probiotische Bakterien und macht es leicht, die enthaltenen Sotffe aufzunehmen.
  • Kokosnuss-Produkte (z.B. Kokosöl, Kokosmilch, Kokosmus) – sie sind reich an Laurinsäure, die Krankheitserreger und Pilze abtötet.
  • Gekochtes Gemüse (z.B: Brokkoli, Blumenkohl, Rosenkohl) – steckt voller Antioxidantien, die die Darmzellen schützen.
  • Vergorene Milchprodukte (z.B. Kefir, Joghurt (ungesüßt) oder Buttermilch – sind reich an gesunden Bakterien und unterstützen den Aufbau einer gesunden Darmflora.

Verschiedene Nahrungsergänzungsmittel können die Heilung unterstützen. Dr. Josh Axe empfiehlt: L-Glutamin, Süßholzwurzel, Kollagen, Weihrauch, Probiotika und Verdauungsenzyme. Auf seiner Homepage bietet er eine Übersicht an.

In der Galerie: Die besten Lebensmittel für deine Darmflora

Bildstrecke

Leseempfehlung: Dreck macht gesund von Dr. Josh Axe

Das Buch Dreck macht gesund ist gut verständlich geschrieben und sehr ausführlich.

Der Autor, Dr. Josh Axe, klärt darüber auf, wie uns Ernährungsgewohnheiten krank machen können. Er unterscheidet zwischen fünf verschiedenen Darmtypen und gibt zahlreiche Ernährungstipps und Ratschläge zur Heilung von Leaky Gut.

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Author: Cheryll Lueilwitz

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