Welche Smartwatch hat das beste GPS - Ein Vergleich - SportuhrenGuru (2024)

Das GPS, also die Standortermittlung und Streckenmessung, ist eine der wichtigsten Funktionen an einer modernen Smartwatch, weshalb Präzision und Zuverlässigkeit besonders wichtig sind. Doch wie genau messen die Uhren wirklich. Diese Frage versuche ich in diesem Ratgeber zu beantworten.

Kaum eine andere Funktion sorgt für so viele hitzige Diskussion unter Nutzern von Smartwatches und Fitness Trackern wie das GPS. Manche sind begeistert und restlos zufrieden, andere wieder beklagen fehlende Genauigkeit und mangelnde Stabilität des Signals.

Grund dafür sind – um es höflich zu formulieren – sehr optimistische Versprechen der Hersteller, aber auch zum Teil viel zu hohe Erwartungen der Nutzer.

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Was das GPS wirklich kann, wie es funktioniert und vor allem wie genau die Messungen wirklich sind, erkläre ich in diesem Artikel

Was ist GNSS?

Interessanterweise ist es nicht korrekt von GPS zu sprechen, wenn man die Funktion zur Streckenmessung und Standortbestimmung an Fitness Tracker und Smartwatches meint. Tatsächlich ist das GPS nur eines von mehreren Satellitennavigationssystemen, die bei Wearables zum Einsatz kommen.

  • GPS ( Global Positioning System) Dabei handelt es sich um eine Navigationssystem, das bereits in 1970er Jahren vom US-Verteidigungsministerium entwickelt wurde und seit Mai 2000 auch für zivile Nutzer verwendbar ist.
  • GLONASS (Global Navigation Satelliten System) ist wiederum ein Navigationssystem, das durch das Verteidiungsministerium der Russischen Föderation betrieben wird und ebenfalls für zivile Zwecke einsetzbar ist.
  • GALILEO ist das europäische Satellitennavigationssystemen
  • BEIDOU ist die asiatische Version des Navigationssystems, das erst 2012 geschaffen wurde aber schon im Laufe dieses Jahres (2020) soll der Ausbau zur weltweiten Nutzung abgeschlossen sein.
  • QZSS (Quasi-Zenit-Satelliten-System) ist ein im Aufbau befindliches japanisches Satellitensystem

Diese fünf Satellitensysteme werden als Globale Navigation Satelliten Systeme (GNSS) bezeichnet. Je nach technischen Voraussetzungen und Standort abhängig, wird ein oder mehrere Satellitensysteme verwendet. Hier im deutschsprachigen Raum kommt die Kombination GPS/GLONASS/Galileo am häufigsten zum Einsatz.

Obwohl es also mehrere Satellitensysteme gibt und die Bezeichnung GNSS richtig wäre, hat sich im Sprachgebrauch die Bezeichnung GPS durchgesetzt, weshalb ich das der Einfachheit halber in diesem Artikel auch so handhaben werde.

Wie funktioniert das GPS?

Alleine das GPS-Navigationssystem besteht aus 24 Satelliten, die permanent unsere Erde umkreisen. Damit ein GPS Empfangsgerät, in unserem Fall eine Smartwatch oder Fitness Tracker überhaupt die eigene Position ermitteln kann, muss Kontakt zu mindestens vier verschiedenen Satelliten bestehen.

Die Satelliten senden Ihre Position und die Zeit an das Empfangsgerät, das anhand dieser Daten und der Dauer, die das Signal vom Satelliten zum Gerät benötigte, die eigene Position ermittelt. Die eigene Geschwindigkeit wird wiederum aus der Zeit berechnet, die für die Strecke zwischen zwei GPS-Koordinaten verstrichen ist.

GPS – integriert oder verbunden?

Bei Fitness Tracker und Smartwatches werden zwei Möglichkeiten der GPS-Nutzung angeboten. Einerseits gibt es Geräte mit integrierten GPS, andererseits werden auch Wearables angeboten, die zur Streckenmessung das verbundene Smartphone nutzen. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile

Das integrierte GPS ist natürlich sehr bequem und komfortabel, weil man beim Training außer dem Fitness Tracker kein weiteres Gerät benötigt. Jedoch wird bei der Streckenmessung viel Energie verbraucht, weshalb sich bereits eine Stunde Laufen mit GPS je nach Modell deutlich auf die Akkulaufzeit auswirken kann.

Im Vergleich dazu ist die Variante, bei der das GPS am Smartphone genutzt wird, wesentlich stromsparender, jedoch muss man neben der Smartwatch auch das Handy beim Training mit dabei haben, was von vielen Nutzern als lästig empfunden wird.

Tatsächlich ist es so, daß die meisten Sportuhren und Smartwatches inzwischen über ein integriertes GPS verfügen. Nur bei besonders kompakt gebauten Fitness Trackern und schlanken Fitness Armbändern muss aus Platzgründen auf das GPS verzichtet werden.

Wie genau ist das GPS?

Tatsächlich lässt sich diese Frage gar nicht so einfach beantworten, da die Standortbestimmung von vielen Faktoren abhängig ist. Äußere Einflüsse und Gegebenheiten wie starke Bewölkung, atmosphärische Störungen, hohe Gebäude, dichte Wälder oder Überlandleitungen können die Standortermittlung deutlich beeinträchtigen.

Weiters stellt schon alleine die Trageweise von Smartwatches keine optimale Ausgangssituation dar. Da die GPS Antenne natürlich direkt in der Uhr verbaut ist und diese am Handgelenk getragen wird, kommt es durch Deinen sogenannten Körperschatten immer wieder zu einer Abschirmung des Gerätes. Das Signal des Satelliten zur Uhr wird gedämpft oder unterbrochen, was automatisch kleine Fehlmessungen zur Folge hat.

Mit Multiband-GNSS genauere Messungen möglich?

Das sogenannte Multiband- oder auch Dualband GNSS ist die neueste Entwicklung in Sachen Standortermittlung und ist auch schon bei einigen Geräten wie Garmin Fenix 7, Epix 2, Coros Vertix 2 oder auch bei der Huawei Watch GT3 zu finden.

Doch was ist das Multiband GNSS und wie soll es die Messgenauigkeit verbessern?

Ursprünglich wurden für das amerikanische GPS zwei Frequenzen ( L1 und L2) entwickelt, auf denen die Satelliten mit den Empfangsgeräten kommunizieren. Während L1 die öffentliche und kostenlose Frequenz für die Zivilbevölkerung war, hat man L2 speziell für das Militär reserviert.

Schon vor einigen Jahren wurde ein weiteres Frequenzband (L5) hinzugefügt und 2009 begann man damit, die ersten Satelliten mit dieser Technologie hoch zu schicken. Inzwischen gibt es genug Satelliten mit der L5-Frequenz, weshalb es Sinn macht auch Empfangsgeräte wie Smartwatches oder Fitness Tracker mit dem zusätzlichen Frequenzband auszustatten.

Auch das europäische Galileo und das chinesische Beidou verfügen über mehrere Frequenzen.

Ohne zu sehr in die technischen Details zu gehen, lässt sich sagen, daß die Standortermittlung über zwei verschiedenen Frequenzbänder (L1 und L5) wesentlich präziser ist.

GPS Genauigkeit – ein Test

Trotz technischer Weiterentwicklung bleibt aber immer noch die Frage, wie genau das GPS bei Smartwatches und Fitness Tracker nun in der Praxis wirklich ist.

Dazu habe ich in den letzten Tagen ein kleinen Test gemacht. Bei diesem Vergleich kamen folgenden Uhren zum Einsatz

  • Garmin Fenix 7 mit Multiband GNSS
  • Garmin Forerunner 255 ebenfalls mit Multiband GNSS
  • Huawei Watch GT3 mit Dualband GNSS
  • Amazfit GTR 4 mit Dualband GNSS
  • Polar Pacer Pro mit herkömmlichen GPS, GLONASS, Galileo

Bei der Teststrecke handelt es sich um eine meiner üblichen Laufrunden, die ich sicher schon hunderte Mal absolviert habe und die für Smartwatches durchaus eine Herausforderung darstellt. Immerhin führt mich die Strecke einerseits durch teilweise dicht verbautes Stadtgebiet, andererseits aber auch einen Fluss mit ebenso dichten Baumbestand entlang.

Um zu gewährleisten, daß sich die Uhren in den Messungen nicht gegenseitig beeinflussen, habe ich bei den einzelnen Läufen immer nur eine Uhr getragen.

Der Vollständigkeit wegen sei noch erwähnt, daß ich alle Läufe morgens um circa 7 uhr absolvierte und der Himmel wolkenlos war.

Folgende Streckenlängen wurden von den Uhren gemessen

Modellgemessene Streckenlänge
Garmin Fenix 710,86 km
Polar Pacer Pro10,95 km
Huawei Watch GT310,82 km
Amazfit GTR 410,91 km
Garmin Forerunner 25510,85 km
Smartphone10,62 km

Errechnet man den Durchschnitt der gemessenen Distanzen (ohne Smartphone), ergibt das eine Streckenlänge von 10,88 Km. Vergleicht man das mit den Einzelergebnissen, so ergeben sich daraus folgende Abweichungen

ModellAbweichung
Garmin Fenix 7– 0,2%
Garmin Forerunner 255– 0,2%
Huawei Watch GT3– 0,6%
Polar Pacer Pro+ 0,6%
Amazfit GTR 4+ 0,3%

Sehen wir uns die Streckenaufzeichnung im Detail an

  • Garmin Fenix 7 grün
  • Garmin Forerunner 255 blau
  • Amazfit GTR 4 rot
  • Huawei Watch GT3 rosa
  • Polar Pacer Pro orange

In diesem Streckenabschnitt, wo ich mich bereits am Flussufer entlang laufe, zeigen alle Uhren eine ähnliche Streckenaufzeichnung ohne besondere Auffälligkeiten. Einzig die Polar Pacer Pro (orange) ist immer ein wenig abseits der eigentlichen Strecke, was zwar nicht präzise ist, aber durchaus vernachlässigbar ist.

Hier wechsle ich auf die andere Uferseite und dabei ist offenbar die Huawei Watch GT 3 (rosa) völlig überfordert und kürzt die Strecke deutlich ab. Die Polar Pacer Pro zieht ein etwas weiteren Bogen als die anderen drei Uhren.

An dieser Stelle scheint es einen wesentlichen Störfaktor zu geben, denn die Aufzeichnung von fast allen Uhren gerät völlig durcheinander. Die Polar Pacer Pro, die Fenix 7 und die Amazfit GTR 4 zieht es deutlich zu weit links, die Huawei Watch GT3 tendiert stark nach rechts fast bis ins Wasser. Einzig die Forerunner 255 bleibt korrekt auf der Strecke, was sehr bemerkenswert ist, weil Forerunner und Fenix mit den selben Einstellungen verwendet wurden.

Hier zeigt sich wieder das gewohnte Bild. Die beiden Garmin Uhren zeichnen korrekt die Strecke auf, Polar und Amazfit sind ein bisschen zu weit links und Huawei liegt rechts von der Strecke.

Testfazit:

Dieser Vergleichstest ist natürlich nicht streng wissenschaftlich, aber wurde unter praxisnahen Voraussetzungen durchgeführt. Ob eine der Uhren die Strecke wirklich genau gemessen hat, lässt sich von mir nicht beurteilen, da ich die absolut präzise Distanz nicht kenne. Dazu müsste ich die gesamte Strecke mit einem geeichten Messrad ablaufen, was mir definitiv zu aufwändig wäre.

Mir ging es in diesem Vergleich viel mehr darum, herauszufinden, wie groß etwaige Abweichungen sind. Und diesbezüglich sind die Zahlen eindeutig. Ja es gibt Fehlmessungen, aber in einem absolut vertretbaren und tolerierbaren Ausmaß. Die Differenzen sind so gering, daß sie auch bei der Berechnung von Pace oder Geschwindigkeit keine Rolle spielen und selbst bei der Navigation keine entscheidenden Auswirkungen haben.

Natürlich muss an dieser Stelle aber erwähnt werden, daß es – wie viele Nutzer in diversen Foren und Gruppen berichten – durchaus auch richtig schlechte Messungen geben kann. Und zwar von allen Uhren aller Hersteller, egal wie günstig oder teuer das Gerät war. Im Einzelfall sind oben genannte Faktoren oft der Grund.

Sollten jedoch Messungen permanent falsch sein, dann könnten Dir nachstehende Tipps vielleicht helfen.

Wie kann die GPS-Messung verbessert werden?

Sollte es tatsächlich zu deutlichen Fehlmessungen kommen, gibt es ein paar Maßnahmen um die Messergebnisse zu verbessern.

  • Vor jedem Training solltest Du den Fitness Trackeroder Smartwatch unbedingt synchronisieren. Dabei werden unter Anderem auch die GPS Daten aktualisiert. Das gilt besonders für das sogenannte A-GPS ( Assisted GPS). Dabei handelt es sich um „Zusatz“- GPS, das erweiterte Standortdaten über das Mobilfunknetz erhält, und damit eine schnellere und stabilere Signalverbindung ermöglicht. Da die Daten des A-GPS nur eine begrenze Gültigkeit haben, ist es wichtig, diese regelmäßig auf den neuesten Stand zu bringen.
  • Erst wenn Du im Freien bist, solltest Du das GPS starten. Achte dabei darauf, daß bei vielen Modellen alleine durch die Auswahl eines bestimmten Sportprofils ( Gehen, Laufen, Walking , Wandern, Radfahren etc) das GPS automatisch aktiviert wird. Befindest Du Dich zu diesem Zeitpunkt noch in Deiner Wohnung oder im Haus und gehst danach erst ins Freie, wird die Signalsuche sehr lange dauern oder überhaupt nicht klappen.
  • Starte Dein Training erst, wenn das GPS Signal wirklich aktiv und stabil ist. Sehr oft wird der Fehler gemacht, daß man bereits losläuft, obwohl das Signal noch gesucht wird. Da Du in Bewegung bist, wird die Herstellung einer Verbindung noch erschwert und außerdem fehlen Dir gleich zu Beginn etliche Meter Deiner Trainingsstrecke. Üblicherweise wird das GPS Signal am Display mit einem blauen Pfeil in einem blauen Kreis dargestellt. Wechselt die Symbolfarbe auf Grün, dann ist das GPS wirklich aktiv.
  • In den Einstellungen zum GPS wird oft die Möglichkeit angeboten mehrere Navigationssysteme (siehe oben) zu verwendet. Wenn vorhanden, dann wähle die Konfiguration GPS + GLONASS oder GPS + GALILEO. Die Kombination beider Systeme sollte die Messgenauigkeit deutlich verbessern.
  • Überprüfe auch den verwendeten Energiemodus. Viele moderne Sportuhren und Smartwatches bieten inzwischen verschiedene Sparmodi an um die Akkulaufzeit zu verlängern. Bei manchen dieser Modi wird der Standort mittels GPS nur noch in deutlich längeren Intervallen und damit seltener ermittelt, was eine ungenaue Streckenmessung zur Folge hat.
  • Eine weitere sehr effektive Maßnahme ist die nachträgliche Analyse der Streckenmessung. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß es oft nur ein oder zwei Stellen an der gesamten Trainingsstrecke sind, an denen es zu einer deutlichen Fehlmessung oder sogar zum kompletten Ausfall des GPS Signals kommt. Die Ursachen dafür konnte ich nie klären, jedoch habe ich meine Strecke einfach abgeändert und mögliche Fehlerquellen damit neutralisiert.

Über die Portale von Garmin, Polar oder Fitbit lassen sich Trainingsstrecken bequem analysieren und selbst über die Apps der Hersteller sind Fehlmessung relativ leicht zu erkennen.

Fazit

Fitness Tracker und Smartwatches mit GPS sind eine feine Sache. Trainingsstrecken werden inklusive An- und Abstiege automatisch aufgezeichnet und mit Geschwindigkeit, Tempo und Höhenmeter erhält man interessante Leistungsdaten zum eigenen Training. Auch wenn die Streckenmessung nicht absolut präzise ist, ist sie bei den meisten Modellen genau genug, um mit den gelieferten Daten auch etwas anfangen zu können.

Und selbst wenn es zu deutlichen Fehlmessungen kommt, gibt es noch immer genug Möglichkeiten und Maßnahmen um die Messgenauigkeit zu verbessern.

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